Der teuerste Honig der Welt

Ich gebe zu, ich habe diesmal nicht das billigste Angebot vom nahe liegenden Merkur gewählt, als ich auf die Idee kam unsere Honig-Reserven zu Hause aufzuladen. Wenn ich nämlich die Kosten des Hin- und Rückflugs mit einrechne, die ich für eine Flasche Honig nach Wels zurückgelegt habe… tjah, ich hätte dafür sicherlich ein Fass Honig (inkl. Bienen) in Merkur kaufen können. Aber gut. Ein bisschen Spass brauchen ja Männer sowieso beim Einkaufen, und dies ist beim Fliegen auf jeden Fall gegeben. :) Der teuerste Honig der Welt
Mit jeder, ohne Flug verbrachten Woche wuchs meine Sehnsucht nach der dritten Dimension. Ich war ziemlich froh, als sich endlich eine Hochdruckwetterlage ankündete. Selbstverständlich passierte dies nicht an dem Wochenende (…wenn man ja eh Zeit zum Fliegen hätte…) sondern unter der Woche, wenn man arbeitet. Ich konnte aber der Versuchung nicht mehr widerstehen und nahm einen Tag von der Arbeit frei. Ich habe den ganzen Tag mir und für das Fliegen gegönnt. Bequem, ohne Zeitdruck zu haben, habe ich am Vormittag noch die letzten Feinschliffe an der Flugvorbereitung vorgenommen und die OE-CFL startklar gemacht.

unterwegs_Wels_2

unterwegs_Wels

Es war mir nicht eilig, so habe ich einen kleinen Spaziergang durch den dicht besiedelten Hangar in Wels gemacht. Im Hangar tummeln sich die verschiedensten Fluggeräte. Hubschrauber, Echo- und Segelflugzeuge an der Decke füllen den riesigen Hangar. Kein Wunder. Wels kann als der drittälteste Flugplatz in Österreich auf eine lange fliegerische Geschichte zurückzublicken.

Nach dem Rundgang setzte ich mich gemütlich in den Flieger und ließ den Motor an. Ich flog die gleiche Strecke über Seitenstetten, Amstetten-Ost und St. Pölten nach Bad Vöslau. Den Gegenwind empfand ich diesmal nicht lässig, weil ich umso mehr Zeit hatte den wunderschönen Flug zu geniessen. In Vöslau kündigte sich der in der Zwischenzeit stärker gewordene Wind durch Turbulenzen über Tango an. Die Windrichtung war jedoch perfekt. Direkt von der Nase, ohne Böen. Die Landung war weich und die Rollstrecke kurz. Stolz über den erfolgreichen Flug rollte ich zum Rundhangar und verzurrte die OE-CFL. Es war super! Ich hoffe, den Honig essen wir bald, damit ich wieder eine neue Ladung von Wels nach Vöslau einfliegen kann. :) )

Cockpit

 

Segelflugzeug_in_Wels

In Vöslau abgeflogen nahm ich den Nordwestkurs Richtung Völtendorf/ St.Pölten auf. Die Luft war trotz CAVOK etwas diesig. Jedoch erlebte ich dies nicht so störend, weil – dank der günstigen Strecken & Uhrzeitwahl – die Sonne sowohl beim Hinflug als auch beim Rückflug von hinten schien. Ausgerüstet mit einem GPS, einer ICAO-Karte, einer Autobahn auf der rechten und den Alpen auf der linken Seite, fand ich Wels einfach. Auf Wien Information war es sehr ruhig, die meisten Schönwetter-Piloten sassen wohl im Büro hinter dem Schreibtisch. In Wels habe ich schon zum dritten Mal reingerufen, als sich endlich die etwas erkältete Stimme des Flugleiters gemeldet hat. Der Anflugsektor Whiskey war schnell gefunden und die Autobahn führte mich direkt zur Schwelle der Piste 09.

Der leichte Wind von der Nase ermöglichte eine sanfte Landung. Ich rolle kaum auf dem Rollweg, schon begegnete ich den ersten (..und vermutlich einzigen) Zuschauer meiner Landung: einen Feldhasen. Er liess sich nicht von dem Motorgeräusch stören und hüpfte gemütlich über den Rollweg. Später, beim Motorstart bestaunte ein Brachvogel neidisch die Tragflächen der OE-CFL. Wow. Wels ist ein Juwel unter den Flugplätzen in Österreich.
Tier und Technik leben dicht nebeneinander, ohne einander zu stören. Seltene Tierarten, Bienen und Blumen auf der Flugplatzwiese zeigen sich dem aufmerksamen Auge. Kein Wunder, dass man in Wels einen hervorragenden Honig finden kann. Den Honig kann man übrigens direkt beim Flugleiter im Turm kaufen.