Vor gut drei Wochen habe ich mit Wolfgang – einem erfahrenen Fluglehrer – meinen ersten Flug nach Dobersberg gemacht. Es war nicht nur ein fliegerisches Highlight sondern ein kulinarischer Hochgenuss. Dobersberg ist nämlich nicht nur ein Flugplatz in einer malerischen Landschaft, sondern ein Pilgerort für Mohn-Liebhaber. Selbstverständlich alles legal! Dobersberg hat nichts mit Mohn-basierten Rauschgiften zu tun, hat aber eine breite Palette von verschiedenen Mohnkuchensorten zur Auswahl.
Vor Wochen habe ich Walter per Email kennengelernt. Leider (..für mich) war er dann auch gleich für paar Wochen Urlaub weg, so mussten wir unseren ersten gemeinsamen Flug auf September verschieben. Nun war es aber diesen Samstag soweit! Um 7:00 sprang ich aus dem Bett und hockte mich gleich vor den Rechner um das Wetter zu checken. GAFOR war “natürlich” noch von gestern aber die METARs&TAFs ließen vermuten, dass ich Walter nicht nur bei einer Tasse Kaffee im Flugplatzrestaurant sondern im Rahmen eines Aus-Fluges kennenlernen durfte. Beruhigt dank dem pilotenfreundlichen Wetterbericht, gönnte ich mir noch eine halbe Stunde Schlaf. Bisschen habe ich mich schon verschlafen aber dank Checklisten konnte ich die Verspätung wieder aufholen. Brötchen – checked, Kleider – checked, Frisur – checked (..naja), Sonnenbrille – checked. Und schon befand ich mich im Auto unterwegs zum Flugplatz. Ein Blick ins Helenental bestätigte die Vorhersage der Wetterfrösche. Einige Cumulus-Wolken trieben sich gemütlich Richtung Osten. Kaiserwetter war es eben nicht, aber für einen angenehmen VFR-Flug sehr wohl ausreichend.
Unsere Maschine, die OE-CFL drehte noch fleissig ihre Platzrunden als Walter & ich am Flugplatz eintrafen. Wir holten schnell noch den aktuellsten Wetterbericht ein. Der frisch gebackene GAFOR-Bericht versprach für unsere Strecke über St.Pölten, Krems, Horn nach Dobersberg Oscar-Wetter. Übersetzt: das passt scho. Mit einer schnellen Weight&Balance-Rechnung überzeugten wir uns anschliessend, ob wir nicht zu viel gefrühstückt haben..naja volltanken mussten wir die OE-CFL nicht.. ) Die Aufgaben haben wir im Cockpit professionell, wie im Lufthansa Cockpit geteilt. Auf dem Hinflug steuerte ich unser Fluggerät, während Walter Herrscher über Karten und Funkgerät war. Auf dem Rückweg tauschten wir die Rollen. Motorstart, kurzes Briefing, Rollen und schon stiegen wir auf der 31 Richtung Kapelle. Bis St. Pölten flogen wir IFR (..I Follow the Roads). Die Militär in Tulln hat am Wochenende keinen Krieg gespielt, so durften wir noch vor St. Pölten Richtung Krems abkürzen. Die spätsommerliche Landschaft verzauberte uns immer wieder durch ihre atemberaubende Schönheit.
Die Piloten von Krems haben wohl noch geschlafen als wir den Flugplatz in einer sicheren Höhe überflogen. Wir flogen weiter nach Horn, wo wir anschließend Richtung Waidhofen abdrehten. Navigatorisch waren wir bestens ausgerüsten. VOR-Radiale, ein GPS, eine ICAO-Karte und Walter’s Kopf boten ausreichende Sicherheit. Richtung Waidhofen und Dobersberg wurde nicht nur unser Appetit auf Mohnkuchen, sondern auch das Wetter besser. Die herbstlichen Sonnenstrahlen haben das vorhin noch etwas trübe Morgenluft aufgetrocknet. So konnten wir Waidhofen schon von weitem ausfindig machen. Kurze Zeit später befanden wir uns schon in der Platzrunde von Dobersberg. Ich war hochkonzentriert, wollte Walter mit keiner miesen Landung enttäuschen. Höhe passt, Speed passt, Sinkrate passt, alles passt. Beziehungsweise nicht ganz. Im Final wurden wir aufgefordert durchzustarten, weil ein Segelflieger plötzlich umdrehen und in die Gegenrichtung auf der Piste landen musste. Go-around sollen halt auch immer wieder geübt werden, also, eine hervorragende Gelegenheit zum Üben. Nach der zweiten Pflichtrunde konnten wir die dritte Dimension recht sanft verlassen: meine Landungen sind allerdings nicht immer so sanft..es war diesmal eher eine Ausnahme
Wir stellten die Maschine im Gras ab und begaben uns ins Flugplatzrestaurant, wo uns verschiedene Mohnkuchensorten, ein Kaffee und ein sehr netter Flugleiter erwarteten. Wir haben uns ordentlich Zeit gelassen. Schließlich mussten wir alles besprechen. Familie, Fliegen, Arbeit usw.
Der Flugplatz ist sehr ruhig. Obwohl Wochenende, waren außer Vögel und Mohnkuchengeruch kaum etwas in der Luft. Die Stille unterbrachen wir erst eine gute Stunde später, als Walter den Motor der OE-CFL zum Drehen brachte. Diesmal sass er auf der linken Seite und ich übernahm die Rolle des fleissigen Fotographen. Na gut, ein bisschen Funk habe ich auch gemacht Checklisten schnell abgearbeitet, Gas rein und schon waren wir wieder in der Luft.
Wir flogen die gleiche Strecke auf dem Rückweg. Walter herrschte routiniert über den Flieger. Endlich hatte ich Zeit zum Gucken. Dreifarbige Seen, grüne Wiesen, pompöse Burgen haben mich für das fleissige Rausschauen belohnt. Ab Krems hat Walter vorgeschlagen im Tal über Berndorf nach Vöslau zurückzufliegen. Der Copilot war natürlich einverstanden, schliesslich bin ich die Strecke noch nicht geflogen. Es war eine gute Lektion, weil ich mir die Pflichtmeldepunkte unterwegs nochmals anschauen konnte. Die Landung in Vöslau war trotz Seitenwind butterweich. Walter hat die Messlatte ziemlich hochgesetzt. Schnell rollten wir noch zum Abstellplatz und haben den Motor zufrieden abgestellt. Eine Sache waren wir uns beim anschließenden Pflicht-Kaffe beim Fly-in sicher: der nächste gemeinsame Flug folgt bald!